In der katholischen Kirche gilt der Mai traditionell als 'Marienmonat'. Die Gottesmutter wird in der christlichen Spiritualität als Sinnbild für Fruchtbarkeit und die Lebenskraft des Frühlings verstanden. In Mittelkärnten zeugen einige besondere Wallfahrtskirchen und Kapellen von der Verehrung Marias.
Die zahlreichen Marienwallfahrtsorte in Kärnten zeigen, dass die Verehrung der Gottesmutter im Volksglauben tief verwurzelt ist. Neben den bekannten Wallfahrtsstätten wie Maria Saal, Maria Wörth oder Maria Gail gibt es in der Region Mittelkärnten einige Kleinode, die seit Jahrhunderten von lokaler Bedeutung sind.
Maria Hilf ob Guttaring
Auf einem Berggipfel südöstlich von Guttaring erhebt sich die Filial- und Wallfahrtskirche Maria Hilf. Die Kirche, die zur Pfarre Guttaring gehört, ist eine der wenigen einheitlich barocken Anlagen in Kärnten. Über die Entstehung des Wallfahrtsorts berichtet uns eine Legende: An drei Föhren, im Dialekt Farchen genannt, hätten fromme Hirten Statuen der Gottesmutter, der heiligen Anna und des Apostels Jakobus angebracht, um vor ihnen Andacht zu halten. Als 1622 die Pest ausbrach, beteten die Menschen vor den Bildnissen der Heiligen, um die Seuche abzuwenden. Nach Ende der Pest wurde eine erste Mariahilf-Kapelle aus Holz errichtet und im ausgehenden 17. Jahrhundert befand sich auf der Anhöhe bereits eine steinerne Kapelle. Da immer mehr fromme Pilger nach Maria Hilf kamen, wurde um 1726 die heute bestehende Kirche erbaut und 1727 geweiht.
Der Grundriss der Kirche erinnert an ein vierblättriges Kleeblatt (Vierpass). Blickfang im Kircheninneren ist das Gnadenbild im Hochaltar, eine Nachahmung von Lukas Cranachs berühmter Mariahilf- Darstellung. Mit ihrer Doppelturmfassade ist die Kirche weithin sichtbar und zieht noch heute Wallfahrer und Kulturinteressierte an.
Maria Waitschach
Die Pfarr- und Wallfahrtskirche Unsere Liebe Frau zählt zu den besonders sehenswerten Sakralbauten Kärntens. In 1154 Metern Höhe thront die spätgotische Hallenkirche, die durch ihre Größe und weiß leuchtende Fassade hoch in den bewaldeten Bergen beeindruckt. Maria Waitschach wird erstmals am 2. November 1390 als Filiale der Pfarre Guttaring erwähnt, 1430 ist urkundlich bereits von einer Frauenkirche zu Weytschach die Rede. Der Bau soll auf den Salzburger Erzbischof Leonhard von Keutschach zurückgehen.
Ursprünglich war die Kirche von einer Wehrmauer umgeben, die als Schutz gegen die im 15. Jahrhundert einfallenden Türken diente. Das Kirchenschiff ist ein mächtiger Baukörper mit steilem Steinplatteldach, achtseitigem Westturm und stark eingezogenem Chor. Gotische Maßwerkfenster zieren die Fassade. Prunkvoll ist auch die Einrichtung der Kirche. Das Zentrum des barocken Hochaltars bildet eine thronende Marienstatue mit Kind (um 1440). In der Nordwand des Chores ist ein Sakramentshaus eingefügt, das knapp 10 Meter hoch ist. Sakramentshäuschen dienten zur Aufbewahrung des eucharistischen Leibes Christi. Sehenswert ist außerdem der von den Kärntner Landständen gestiftete "Landschaftsaltar" (1626) und ein Gemälde des Jüngsten Gerichts (2. H. 17. Jh.) mit riesigem Höllenrachen.
Hochfeistritz
Hoch über dem Görtschitztal steht in der Abgeschiedenheit die Pfarr- und Wallfahrtskirche Unsere Liebe Frau. Die Entstehung des Wallfahrtsortes geht auf eine in der örtlichen Pfarrchronik überlieferte Gründungslegende zurück, die besagt, dass im Jahre 1215 die Gottesmutter mit Kind einem Bauer auf einem Fichtenstamm persönlich erschienen sein soll. In Gedenken an diese Erscheinung errichtete man eine Gnadenkapelle, deren Weihe im Jahr 1240 am sogenannten Kreuzsonntag, dem 6. Sonntag nach Ostern, stattfand. An diesem Tag wird heute noch eine große Wallfahrt nach Hochfeistritz abgehalten. Zur Zeit der ersten urkundlichen Erwähnung 1319 bestand vielleicht schon ein etwas größeres und gemauertes Gotteshaus in Hochfeistritz, denn 1383 wurde bereits eine Sigismund-Kapelle und ein Dreifaltigkeitsaltar eingeweiht.
Der heutige Kirchenbau, eine spätgotische Hallenkirche, wurde in der Zeit der Türken- und Ungarneinfälle (2. H. 15. Jh.) als wehrhaftes Ensemble mit schützender Ringmauer, Tor- und Mauerturm errichtet. Die Anlage weist, wie für Wehrkirchen typisch, auch einen Wehrgang mit Schießscharten auf. Den Wehrturm östlich der Kirche gestaltete man in der Barockzeit zu einer Kapelle um.
Vor Ort kann man im Gasthof Leikam (Hochfeistritz 28, 9372 Eberstein) einkehren. Der Kirchenschlüssel ist auch dort erhältlich.
Maria Moos in Kirchberg
Die inmitten der kleinen Siedlung Kirchberg (Gem. Klein St. Paul) stehende Kirche Unsere Liebe Frau am Moos gilt als die älteste Marienwallfahrtskirche des Görtschitztals. Ein Gut Chirchperch wird erstmals 1167 und 1181 urkundlich erwähnt, als das Salzburger Benediktinerstift St. Peter hier Besitzungen erwirbt. Seit 1266 ist das Gotteshaus Patronatskirche von St. Peter. Der Chor und zwei Altäre der Kirche wurden 1446 geweiht. Maria Moos ist ein romanischer Bau mit gotischem Turm an der Nordseite des Chores. Im Verband der Friedhofsmauer sind Reste der ehemaligen Wehranlage erhalten.
Über die Entstehung von Maria im Moos berichtet eine Legende: "Am Wasser der Quelle, die unter der heutigen Kirche entspringt, fanden die Menschen eines Tages ein Bildnis der Gottesmutter und sahen darin eine Aufforderung, hier zu ihrer Verehrung eine Kapelle zu errichten. Wegen des moosigen Untergrundes wollte man mit dem Bau an einer trockenen Stelle beginnen und übertrug das Marienbild dorthin. Durch wundersame Weise befand sich das Bild aber wieder am Wasser der Quelle, wo schließlich die Kapelle erbaut wurde.
Maria Wolschart
Inmitten des sagenumwobenen Wolschartwaldes, wo einst "Krapfenbäck Simmerle", der berüchtigte Räuber und seine Bande ihr Unwesen trieben, steht die Wallfahrtskirche Maria Wolschart und daneben eine Holzkapelle.
Bereits im 18. Jahrhundert berichten Urkunden von einem Marienkult im Wolschartwald. Nach einer wundersamen Heilung um ein Gnadenbild der Gottesmutter, strömten Pilger und Pilgerinnen aus Kärnten, Krain und der Obersteiermark nach Maria Wolschart zu einer dort errichteten Kapelle.
Daneben ließ Graf Gustav von Egger die Wallfahrtskirche 1834 im gotischen Stil errichten. Patrozinium von Kirche und Kapelle ist 'Maria sieben Schmerzen' (Gedenktag 15. September). Mit den sieben Schmerzen sind leidvolle Erfahrungen im Leben Marias gemeint. Die Ikonographie stellt Maria als Mater Dolorosa („Schmerzensmutter“) dar, was auch in dem frühbarocken Relief einer Pietà über dem Altar in der Wolschartkapelle zum Ausdruck kommt. Die Kapelle nördlich der Kirche (oben bereits erwähnt) wurde im 18. Jahrhundert in Blockbauweise errichtet. In einer großen Vorlaube sind die Kirchenbänke angeordnet. Zahlreiche Votivbilder im Inneren erinnern an die Wallfahrten nach Maria Wolschart.
Maria Höfl
Die Filialkirche Maria Höfl (Gemeinde Metnitz) steht am südseitigen Hang des Metnitztales. Warum die kleine Kirche seit dem 14. Jahrhundert Ziel von Wallfahrten ist, erzählt eine Legende. Dieser zufolge wollte der Teufel das Gotteshaus mit einem riesen Felsbrocken vernichten. Als er den Felsen gerade auf die Kirche schleudern wollte, krähten hintereinander ein weißer, ein roter und ein schwarzer Hahn. Dadurch erschrak der Teufel so sehr, dass er den Brocken fallen ließ. Diese wunderbare Rettung der Kirche zog alsbald zahlreiche Wallfahrer an. Zahlreiche Votivgaben erinnern noch heue daran.
Der Kirche mit polygonalem Dachreiter ist im Kern gotisch, wurde aber im 17. Jahrhundert baulich verändert. Vom dreischiffigen Langhaus sind zwei Mittelschiffjoche mit Kreuzrippengewölbe vom Anfang des 15. Jahrhunderts. Der Chor ist leicht eingezogen und besitzt ebenfalls ein Kreuzrippengewölbe. In den Maßwerkfenstern des Chores blieben die um 1425 geschaffenen Glasfenster mit Heiligendarstellungen erhalten. Das Chorgewölbe ist mit Wandmalerein verziert. Der Hochaltar (um 1670) enthält im Zentrum eine Statue der Gottesmutter Maria. Diese ist allerdings nur eine Kopie der gestohlenen Figur vom Anfang des 16. Jahrhunderts.
"Schwarze Gottesmutter" am Muraunberg
Am Muraunberg in St. Veit an der Glan befindet sich die Waldkapelle Maria Loreto. Es ist ein kleiner Bau mit flacher Tonne und hölzerner Vorlaube, der Mitte des 19. Jh. von den Eheleuten Vinzenz und Barbara Trixner aus St. Veit gestiftet wurde. Die Kapelle beherbergt eine schwarze Muttergottesstatue. Ein schöner Wanderweg führt entlang eines kleinen Bächleins zur Kapelle.
Warum einige Marienstatuen schwarz sind, darüber ist sich die Forschung nicht einig. Im 20. Jahrhundert wurde versucht, die schwarze Farbe auf die antiken schwarzen Göttinnen als mögliche Vorläuferinnen der Schwarzen Madonna zurückzuführen. Erwiesen ist, dass der Typus der Schwarzen Göttin vielen antiken Kulten zugrunde lag. Die biblische Begründung für die schwarze Farbe wurde dem Hohenlied entnommen: „Ich bin dunkel, aber schön“ (Hld 1,5 EU).
Eine der am weitesten verbreiteten Darstellungen einer Schwarzen Madonna ist die von Loreto. Sie wurde in zahlreichen sogenannten Loretokapellen, so auch in jener am Murauenberg, nachgeahmt.
Für diesen Blogartikel habe ich folgende Quellen und Literatur verwendet:
Kärntner Landesarchiv, Allgemeine Urkundenreihe. In: Monasterium.net (Urkunde vom 28.05.1430)
Ginhart, Karl/Bacher, Ernst/Russwurm-Biró, Gabriele (Bearb.): Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs: Kärnten. Verlag Anton Schroll. Wien 2001.
Hartwagner, Siegfried: Kärnten. Der Bezirk St. Veit an der Glan. Seine Kunstwerke, historischen Lebens- und Siedlungsformen (Österreichische Kunstmonographie, Bd. 8), Salzburg 1977.
Wlattnig, Robert: Die spätmittelalterliche Wehr- und Wallfahrtskirche in Hochfeistritz. Herbstwanderung auf der Saualpe in der Umgebung von Hochfeistritz. Newsletter Nr. 8/2017 des Geschichtsvereins für Kärnten.
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