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AutorenbildCarmen Heller

Die ehemalige Bürgerspitalskirche St. Cäcilia in Althofen

Aktualisiert: 19. Aug.

Der Untere Markt Althofen besitzt eine der Heiligen Cäcilia geweihte Kirche, die um 1200 (zw. 1180 und 1220) erbaut wurde. Sie steht im Friedhof neben einem frühgotischen Karner.


Gemeinhin wird angenommen, dass die Kirche zum Bürgerspital von Althofen gehörte, welches in einer Kaufurkunde von 1461 erwähnt wird und „bei der Heiligen Cäcilia Kirche“ gelegen haben soll. Die Kirche wird erstmals 1434 urkundlich erwähnt, dürfte aber dem Mauerwerk nach zu schließen bereits um 1200 erbaut worden sein.


Mittelalterliche Bürgerspitäler waren Versorgungsanstalten für verarmte, alte und kranke Menschen. Pflege und medizinische Betreuung der Insassen standen - anders als in der Neuzeit - nicht im Vordergrund. Vielmehr dienten diese Spitäler als letzte Heimstatt. Mit einem Bürgerspital war immer auch eine Spitalskirche verbunden, denn Gebet und Gottesdienst waren wichtige Elemente im Leben dessen Bewohner.


Ob das Bürgerspital zur Entstehungszeit der Kirche im 12./13. Jahrhundert schon bestand, die Kirche erst später ihre Funktion als Spitalskirche erhielt oder überhaupt mit der Spitalskirche gleichzusetzen ist, kann aus den Quellen derzeit nicht erschlossen werden. Heute dient die Kirche als Friedhofskirche der Stadt Althofen.


Eine Kirche und eine Karner inmitten eines Friedhofs
Ehemalige Bürgerspitalskirche St. Cäcilia und Karner im Unteren Markt Althofen (Foto: Carmen Heller)

Außenansicht der Kirche


An das saalartige Schiff der Bürgerspitalskirche fügt sich im Osten ein rechteckiger Chor an. An dessen Ostwand befindet sich eine große Darstellung des Heiligen Christopherus von 1524. Westseitig über dem Schiff erhebt sich ein hölzerner Dachreiter. West- und Südportal stammen aus dem 19. Jahrhundert.


Bei Renovierungsarbeiten in jüngerer Zeit wurde der Putz der Kirche entfernt, was interessante Befunde am Mauerwerk zutage brachte. So ist das romanische Bogenfeld über der südseitigen Eingangstür wieder sichtbar geworden, ebenso wie ein bauzeitliches Rundbogenfenster. Das lagige Quadermauerwerk wird mit dem Fugenstrich zusätzlich betont.




Von dem Ölbergfresko über dem Südportal konnte nur mehr die Vorzeichnung (Sinopia) freigelegt werden.


Zeichnung einer biblischen Szene in roter Farbe auf einer Mauer
Sinopia des Ölbergfreskos über dem Südportal (Foto: Carmen Heller)

Kircheninneres


Im ursprünglich flachgedeckten Langhaus wurde im 16. Jahrhundert ein Stichkappentonnengewölbe eingefügt, das den Raum in fünf Joche untergliedert. Ein spitzbogiger Triumphbogen trennt das Schiff vom einjochigen Chor, welcher ein Sternrippengewölbe besitzt.


An der Langhausnordwand wurden bemerkenswerte Fresken aus der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts freigelegt. Die Motive sind eine große Bischofsfigur (teilweise vom Wandpfeiler überdeckt), die Hl. Dorothea mit Kind, das Theophilus einen Korb überreicht sowie der Hl. Leonhard mit Gefangenem an der Kette, dessen Füße in einen Holzblock eingeschlossen sind.


Mittelalterliche Fresken in einer Kirche
Fresken 2. H. 13. Jh. (Foto: Carmen Heller)

Ein Skelett mit Schwert, das auf einem Pferd reitet
Reitender Tod mit Sense und Stifterfigur (Foto: Carmen Heller)

Den Hauptaltar der ehemaligen Bürgerspitalskirche Althofen bildet ein spätgotischer Flügelaltar um 1515 (jüngere Villacher Werkstatt). Die drei graziösen Schreinstatuen der Heiligen Margaretha, Maria mit Kind und Cäcilia stehen nebeneinander, wobei die heiligen Frauen sich dem Jesuskind zuwenden. Die Figuren im Schrein dürften noch in der Gotik entstanden sein. Die Reliefdarstellungen der Heiligen Katharina und Barbara wirken fülliger und tendieren in die Renaissance. Im Gesprenge ein Kruzifix mit Maria und Johannes.


Weitgehend gleich gestaltet sind die beiden barocken Seitenaltäre (bez. 1693). Im Schrein des linken Altars befindet sich eine Statue der Heiligen Maria mit Kind, im rechten Altarschrein Statuen der Heiligen Nikolaus und Martin.


Der Wandaltar an der Südwand des Langhauses (bez. 1689) wurde von Hans Georg Pimiller gestiftet. Das spätgotische Predellenbild (von einem verlorengegangene Flügelaltar) zeigt Jesus als Schmerzensmann zwischen Maria und Johannes. Es stammt vom Meister des Passeringer Schutzmantelaltars. Das Hauptbild ist eine Pietà-Darstellung (Beweinung Christi durch die Gottesmutter) um 1520 (barock übermalt).


Die hölzerne Westempore ist barockisierend mit Putten und Blumenvasen bemalt. Darauf befindet sich eine frühbarocke Orgel (bez. 1756), die ein Stifterwappen mit Inschrift trägt: „1756 Jahr den.23.Martij hab ich Elias Protzer dis werck auff gesetz.“. Der aus Schlesien stammende Elias Pratzer ließ sich in Kärnten nieder und fertigte hier sowie in Südtirol und Friaul Kirchenorgeln an.




Karner


Südwestlich der Spitalskirche im Friedhof befindet sich ein frühgotischer Karner. Der sechseckige, zweigeschossige Bau des späten 13. Jahrhunderts weist ein Zeltdach mit Steinschindeln und eine halbrunde Erkerapsis mit Konsole auf. Von den Fresken im Inneren des Karners sind nur noch spärliche Reste erhalten.




Die Kirche wird heute nur noch für Gottesdienste im Rahmen von Begräbnissen genutzt und ist außerhalb dessen geschlossen. Besichtigungen sind nach Anfrage bei der Pfarre Althofen möglich (https://www.kath-kirche-kaernten.at/pfarren/pfarre/C3100).




Für diesen Beitrag habe ich folgende Quellen und Literatur verwendet:


Kärntner Landesarchiv. Allgemeine Urkundenreihe. Urkunde vom 3. Juli 1434.

in: Monasterium.net, URL </mom/AT-KLA/AUR/AT-KLA_418-B-C_2475_St/charter>

(Zugriff am 18.08.2024)


Kärntner Landesarchiv. Allgemeine Urkundenreihe. Urkunde vom 17. Jänner 1469.

In: Monasterium.net, URL </mom/AT-KLA/AUR/AT-KLA_418-B-A_1171_St/charter> (Zugriff am 18.08.2024)


Ginhart, Karl/Bacher, Ernst/Russwurm-Biró, Gabriele (Bearb.): Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs: Kärnten. Verlag Anton Schroll. Wien 2001, S. 14f. (siehe unter Althofen)


Hartwagner, Siegfried: Kärnten. Der Bezirk St. Veit an der Glan. Seine Kunstwerke, Historische Lebens- und Siedlungsformen (Österreichische Kunstmonographie, Bd. 8). Verlag St. Peter Salzburg. Salzburg 1977, S. 251f. (siehe unter Treibach-Althofen)


(Zugriff am 18.08.2024)


(Zugriff am 18.08.2024)


(Zugriff am 18.08.2024)


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