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AutorenbildCarmen Heller

Burgenwanderweg Friesach

Wer einen ganzen Tag in Friesach verbringen möchte, kann neben dem Besuch der historischen Altstadt einen idyllischen Rundgang entlang des Burgenwanderwegs unternehmen. Dieser führt zu den schönsten Ruinen der Stadt und bietet fantastische Ausblicke.


Ausgangspunkt des Burgenwanderwegs Friesach ist der Stadtbrunnen am Hauptplatz. Es gibt mehrere Möglichkeiten, die ca. 5 km lange Route zu gestalten, aber wir starten unsere Wanderung Richtung Bahnhofstraße.


Hauptplatz mit Fahnen und Brunnen
Friesacher Hauptplatz

Die Bahnhofstraße ist ein mittelalterlicher Straßenzug, der zum ehemaligen Olsator (bzw. Posttor) führt. Der Torturm wurde 1873 demoliert und die einstige Zugbrücke durch eine steinerne Brücke ersetzt. Von hier aus haben wir einen guten Blick auf den wasserführenden Stadtgraben. Die Grebenzen und die Dominikanerkirche im Hintergrund vervollständigen das Panorama.


Ölgemälde einer mittelalterlichen Stadt aus dem 19. Jahrhundert
Stadtbefestigung mit dem 1873 abgetragenen Olsator. Gemälde von Markus Pernhart (19. Jh.)

Ein Strafgerät für Bäcker
Bäckertauche

Im Zwinger des Stadtgrabens befindet sich die Bäckertauche.

Im 16. und 17. Jahrhundert wurden damit Bäcker öffentlich bestraft, die Brot mit zu geringem Gewicht oder schlechter Qualität hergestellt hatten. Da Brot ein Grundnahrungsmittel war, galt es als besonders schändlich, damit Profit machen zu wollen. Den schuldig gesprochenen Bäcker sperrte man in den Schandkorb und tauchte ihn mehrere Mal ins Wasser des Stadtgrabens. Die Bevölkerung feierte dieses barbarische Sanktionsritual oftmals wie ein Volksfest und die Leute jubelten: "Tunket ihn! Tunket ihn!"



Nach Überqueren der Brücke biegen wir nach rechts auf den Grabenring ab und spazieren Richtung St. Veiter Straße, wo wir schon bald den Virgilienberg mit der Chorruine erblicken. Am Ende des Stadtgrabens befand sich einst das St. Veiter Stadttor, welches leider im Zuge des Straßenbaus im 19. Jahrhundert geschleift wurde.



Nach ungefähr hundert Metern quert der Burgenwanderweg Friesach die Hauptstraße, führt in die Nadlergasse und von dort zum Virgilienberg.


Ruine Virgilienberg

Auf einer Anhöhe im Süden der Stadt thront die Kirchenruine Virgilienberg. Von der ehemals befestigten Anlage einer Propstei (13. Jh.) ist heute nach zahlreichen Bränden nur mehr der gotische Chor der Kirche erhalten. Schön anzusehen sind die grazilen Maßwerkfenster der Ruine. Eine Bank lädt zum Verweilen ein.


Ruine eines gotischen Chores
Kirchenruine Virgilienberg (frühes 14. Jh.)

Nach kurzer Rast am Virgilienberg geht es weiter Richtung Heidentor. Von diesem Stadttor des 13. Jahrhunderts im Südwesten Friesachs sind nur noch spärliche Reste erhalten.



Wenige Meter weiter zweigt der Burgenwanderweg nach Süden ab und führt zum Burgbau Friesach, wo ein engagiertes Team seit 2009 eine mittelalterliche Burganlage ohne moderne Hilfsmittel errichtet. Für die Besichtigung der Baustelle ist mindestens eine Stunde einzuplanen.


Mich führt der Burgenwanderweg Friesach aber diesmal durch einen märchenhaften Wald zum Rotturm, der einen Teil der Stadtbefestigung Friesachs bildet.



Ruine Rotturm

Nach drei verheerenden Zerstörungen Friesachs in den Jahren 1275 (böhmische Truppen unter König Ottokar), 1289 und 1292 (Habsburger) fiel der Entschluss, die alte Stadtbefestigung durch eine neue, stärkere zu ersetzen. Gleichzeit mit dem wasserführenden Stadtgraben errichtet man zu Beginn des 14. Jahrhunderts die Rotturmanlage. Die vier Wehrtürme der Anlage, welche in die Stadtmauer einbezogen waren, sollten die Stadt an jenem Hang sichern, von wo damals König Ottokar angegriffen hatte. Heute stehen nur noch drei der Türme.


Mittelalterliche Wehranlage mit Türmen und Mauer
Rotturmanlage (Beginn 14. Jahrhundert)

Nachdem wir nun vom Rotturm aus den wunderbaren Ausblick auf die Stadt genossen haben, geht es einige Holzstufen hinab zum Sacktor. Dieses Tor im Westen von Friesach ist als einziges der fünf Stadttore noch teilweise erhalten.


Mittelalterliches Stadttor
Ehemaliges Sacktor im Westen von Friesach

Vom Sacktor aus führt der Burgenwanderweg auf einem Waldpfad weiter auf den Petersberg. Auf diesem Abschnitt der Tour erhalten wir einen Blick auf die ganz im Norden der Stadt gelegenen Burg Geiersberg und kommen bei der Burg Lavant vorbei.


Die Burg Geiersberg stammt ursprünglich aus dem 12. Jahrhundert (Urk. erstmals 1271) und wurde als salzburgisches Lehen von den Erzbischöfen an ihre Ministerialen vergeben. Die Burg diente häufig dem jeweiligen Vizedom als Wohn- und Amtssitz. Da die Burg seit dem 18. Jahrhundert unbewohnbar war, ließ man sie ab 1912 umfangreich restaurieren. Der heutige, an den romanischen Bergfried angebaute Wohntrakt ist ein Neubau im Stil des Historismus. Die Burg Geiersberg befindet sich heute in Privatbesitz.


Die um die Mitte des 13. Jahrhunderts errichtete Burg Lavant diente als Sitz der Bischöfe von Lavant, die Ministerialen der Salzburger Erzbischöfe waren und etliche Male das Vizedomamt innehatten. Die Burg besteht aus einer Vorburg und einer Hauptburg mit zwei Trakten. Am westlichen Ende der Anlage ragen die Überreste des Bergfrieds auf. Die Anlage verfiel nach dem Stadtbrand von 1673 zur Ruine und wurde nicht mehr aufgebaut.




 Turm einer mittelalterlichen Burg im Sommer
Kapellenturm der Burg Petersberg

Schließlich haben wir das Wahrzeichen Friesachs erreicht - die Petersburg.

Hoch über der Stadt thront die Burg, die als Residenz der Salzburger Erzbischöfe deren wichtigste Befestigung südlich der Alpen war. Der Petersberg war bereits im 11. Jahrhundert unter Erzbischof Gebhard befestigt, im 12. Jahrhundert baute Erzbischof Konrad die Burg aus. Als großer Bauherr des 13. Jahrhunderts, der Blütezeit Friesachs, gilt Erzbischof Eberhard II. Der letzte Erzbischof, der auf der Petersburg residierte, war Leonhard von Keutschach im 15. Jahrhundert. Er passte die Burg durch zahlreiche Umbauten den wehrtechnischen Erfordernissen der frühen Neuzeit an.



Die Burganlage besteht aus dem Bering, dem 28 Meter hohen Kapellenturm, in dessen sechs Geschoßen heute das Stadtmuseum untergebracht ist, Palas, Burghauptmannschaft, Burgküche, Burghof mit Brunnen und der Peterskirche. Im oberen Burghof finden jährlich im Sommer die Friesacher Burghofspiele statt.


Schließlich geht es vom Burgberg die Stufen hinab zur Stadtpfarrkirche St. Bartholomä und wieder zurück zum Hauptplatz. Wer noch den nördlichen Teil der Altstadt besichtigen will, wandert Richtung Fürstenhof, dann über die Wienerstraße zur Dominikanerkirche, den Grabenring entlang zur Bäckertauche und durch die Bahnhofstraße zum Hauptplatz.



Verwendete Internetquellen und Literatur:


Ginhart, Karl/Bacher, Ernst/Russwurm-Biró, Gabriele (Bearb.): Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs: Kärnten. Verlag Anton Schroll (Wien 2001).


Wadl, Wilhelm: Friesach - eine mittelalterliche Stadt. In: Schauplatz Mittelalter Friesach. Kärntner Landesausstellung 2001. Hrsg. vom Land Kärnten. Bd. 2 = Einführung (Klagenfurt 2001), S. 151-175.








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